In modern konventionell ackerbaulich genutzten Landschaften gibt es nur wenige verfügbare Freiflächen, auf denen sich wildwachsende Pflanzen und mit ihnen Tiere ansiedeln können.

Die wenigen Freiflächen sind zudem meistens in einem ungünstigen Biotopzustand und bieten deshalb nur für einen Teil der hier potenziell vorkommenden Tiere und Pflanzen günstige Voraussetzungen. Meist fehlt es auch an der funktionalen Vernetzung der im Gebiet vorhandenen Freiflächen. Durch eine gezielte Pflege, Entwicklung und Vernetzung lässt sich die Bedeutung der Freiflächen für die Artenvielfalt in den jeweiligen Gebieten deutlich steigern. In Anbetracht des fortschreitenden Verlusts von wildlebenden Arten ist es dringend geboten, die Schutzmaßnahmen weiter zu optimieren. Dies gilt ganz besonders für ackerbaulich intensiv genutzte Gebiete, wo die Artenvielfalt in den letzten Jahrzehnten auffallend rückläufig ist.

Bedeutung von Ökosystemdienstleistungen

Funktionierende Ökosysteme sind von elementarer Bedeutung für den Menschen: Offensichtlich ist, dass gesunde Böden die Voraussetzung für die Erzeugung von Lebensmitteln sind, dass Wälder den Rohstoff Holz liefern und Gebirgsbewohner vor Lawinen schützen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Ökosystemdienstleistungen, deren Funktionen zwar ebenfalls essentiell, für uns allerdings weit weniger offensichtlich sind. Im Auftrag der Vereinten Nationen wurde 2005 im Rahmen des "Millenium Ecosystem Assessment" ein systematischer Überblick über den globalen Zustand von 24 zentralen Ökosystemdienstleistungen erstellt. Künftig sind monetäre Leistungen der Ökosysteme stärker als bisher in Planungen und Modellen zu berücksichtigen (Millenium Ecosystem Assesment; 2005 ).

Die Leistungen der Ökosysteme, welche die Umwelt aus menschlicher Sicht positiv beeinflussen können, werden auch als funktionelle Dienstleistungen bezeichnet. So beeinflussen Pflanzen beispielsweise durch Transpiration das Klima und produzieren mit Hilfe von Sonnenenergie eine große Menge Biomasse, die in Nahrungsnetze einfließt oder einfach akkumuliert (Schmid; 2003).

Eine große biologische Diversität erhöht die Stabilität von Ökosystemen und damit auch deren funktionale Dienstleistungen. Menschen profitieren von stabilen Systemen, von denen Nahrung und Rohstoffe produziert werden. Flora und Fauna können dabei als "Partner" des Erdbodens begriffen werden. Wissenschaftler berechneten anhand 17 ausgewählter Ökosystemdienstleistungen einen globalen Wert von mindestens 33 Billiarden US-Dollar pro Jahr. Der Beitrag der Bodenorganismen, vor allem der Regenwürmer, zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und des Nährstoffkreislaufs in Irland wird auf 1 Milliarde Euro pro Jahr geschätzt. In den USA beträgt die Leistung der Insekten durch Pflanzenbestäubung, als Grundlage der Nahrungskette, durch natürliche Schädlingsbekämpfung und die Einarbeitung des Dungs von Weidetieren in den Boden einen Wert von mindestens 57 Milliarden US-Dollar pro Jahr (Grunewald & Bastian; 2013 und http://www.naturtipps.com/oekosystemdienstleistungen.html, Stand 05.05.20020).

Ausgleichfläche mit Obstbäumen

Landwirtschaft und Artenvielfalt

Ca. 75% der wirtschaftlich bedeutsamen Kulturpflanzen (z.B. Kernobst, Körnerleguminosen, Ölfrüchte) in Deutschland mit einem Marktwert von geschätzten 1, 1 - 1, 6 Mrd. € pro Jahr sind abhängig von der Bestäubungsdienstleistung (Becker; Muchow; Schmelzer; 2019).

Aber der Rückgang biologischer Vielfalt in Agrarlandschaften ist bei vielen Organismen belegt, z.B. bei Vögeln, Blütenpflanzen oder Insekten, vor allem auch bei Wildbienen. Das Thema Insektenrückgang und Biomasseschwund ist nicht erst seit der "Krefelder Studie" (vgl. Hallmann et al. (2017) nachgewiesen und Gegenstand öffentlicher Diskussionen.

Natürliche Ökosysteme sind komplex. Das ökologische Gleichgewicht, die langfristige Funktionsfähigkeit der Ökosysteme sind entscheidend mit der biologischen Vielfalt verknüpft. Damit sind der verantwortungsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen und der konsequente Schutz der biologischen Vielfalt unverzichtbar für die Erhaltung der Ökosystemdienstleistungen.

(Grunewald & Bastian; 2013)

Der Rückgang und Verlust an wildlebenden Tier- und Pflanzenarten in Deutschland und Europa ist alarmierend. Das politische Ziel, diese Entwicklung aufzuhalten, ist noch lange nicht erreicht. Wesentlichen Einfluss darauf hat die Art der Landbewirtschaftung. Über 50% der Fläche in Deutschland wird durch die Landwirtschaft genutzt. Sie prägt dadurch in vielfältiger Weise den Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen.

(www.Landwirschaft-Artenvielfalt.de, Internet, Stand 23.04.2020)

Quellen

(Quellen: Millennium Ecosystem Assessment (2005): Ecosystems & Human Well-being - Synthesis (pdf 15.280), Biodiversity Synthesis (pdf 13.735), Desertification Synthesis (pdf 3.007), Opportunities & Challenges for Business & Industry (pdf 4.429), Wetlands & Water (pdf 6.680), Health Synthesis (pdf 5.746), weitere Informationen auf www.millenniumassessment.org).

(BERNHARD SCHMID, in Biologie Unserer Zeit; 33. Jahrgang 2003 ; Nr. 6; Erstveröffentlichung 28. 10. 2003)

(Quellen: K. Grunewald & O. Bastian (Hrsg.) (2013): Ökosystem-Dienstleitungen. Konzept, Methoden und Fallbeispiele. Springer Spektrum, Berlin - Heidelberg, 332 S. und in http://www.naturtipps.com/oekosystemdienstleistungen.html, Stand 05.05.20020).

(Becker, N., Muchow, T. & Schmelzer, M. (2019). AgrarNatur – Ratgeber – Arten erkennen – Maßnahmen umsetzen – Vielfalt bewahren (Hrsg. Stiftung Rheinische Kulturlandschft), Bonn, 220 S).

(Quellen: K. Grunewald & O. Bastian (Hrsg.) (2013): Ökosystem-Dienstleitungen. Konzept, Methoden und Fallbeispiele. Springer Spektrum, Berlin - Heidelberg, 332 S. und http://www.naturtipps.com/oekosystemdienstleistungen.html, Stand 05.05.20020).

Blühfläche und Feldgehölze am Windrad

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